Mangelnde Einbindung der Eltern und Familien
Die Landesregierung betont auf ihren Informationsseiten, die Einführung der Gemeinschaftsschule solle im Dialog mit allen Betroffenen erfolgen. „Wir wollen Eltern, Lehrer und Kommunalpolitiker mit neuen Medien grundlegend über die neue Schulart informieren, so dass sie sich gut an Diskussionen vor Ort beteiligen können“ (https://www.schule-bw.de/schularten/gemeinschaftsschule). Die Realität in Esslingen sieht leider anders aus.
Die Vorgabe des Schulamts, dass eine Gemeinschaftsschule immer eines freiwilligen Entschlusses bedarf, ist dabei völlig übergangen worden. Zum Zeitpunkt des Beschlusses am 23. Juli 2012 war von keiner Werkreal- oder Realschule ein Schulkonferenzbeschluss für eine Gemeinschaftsschule vorhanden. Zitat aus der Esslinger Zeitung vom 24.Juli 2012: "... der Gemeinderat (hat) in seinem Beschluss mehrheitlich die entsprechenden Schularten ... explizit dazu aufgefordert, die nötigen Beschlüsse herbeizuführen".
Die Beschlüsse der Schulkonferenzen der betreffenden Schulen sind tatsächlich nachgereicht worden. Wenn man aber bedenkt, dass sich eine Schulkonferenz aus 6 Lehrern, 3 Schüler- und 3 Elternvertretern zusammensetzt und in keiner Schule eine umfassende Befragung der Elternschaft stattgefunden hat, könnte die Frage, ob diese Schulkonferenzbeschlüsse tatsächlich den Elternwillen widerspiegeln, zumindest erlaubt und verständlich sein.
Das Zwei-Säulen-Modell wurde dabei vor allem vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen insgesamt, insbesondere aber an den bestehenden Werkrealschulen diskutiert. Es geht um die Sicherung von Schulstandorten und um kürzlich erst getätigte beträchtliche Investitionen im Zusammenhang mit der Umwandlung von Hauptschulen in Werkrealschulen. Die mit der Umstrukturierung der Schullandschaft verbundenen Inhalte, die pädagogischen Konzepte und der Ganztagesaspekt der Gemeinschaftsschulen mit allen Folgen für die Familien sind in dieser Strukturdiskussion eindeutig zu kurz gekommen. Es blieb bei der in Fachkreisen umstrittenen Behauptung, durch das Zwei-Säulen-Modell das Ziel einer größeren Bildungs- und Chancengerechtigkeit erreichen zu können.